Salami oder Schinken? Mit Zwiebeln oder Pilzen? Und die Frage aller Fragen: Ananas – ja oder nein? Eine Pizza haben wir wohl schon alle bestellt und wissen daher: Schon wenige Zutaten ergeben unzählige Varianten.
Vielfalt klingt gut – wird aber schnell unübersichtlich. Und genau hier beginnen die Herausforderungen der Variantenkonfiguration.
Im industriellen Umfeld geht es nicht um belegte Teigfladen, sondern ganz allgemein um variantenreiche Komponenten, Module, Maschinen oder Produktionsanlagen. Das Grundprinzip bleibt jedoch das gleiche: Kunden wollen Beratung und Auswahl, Unternehmen brauchen Methodik und Struktur.
Wie Variantenmanagement genau dabei hilft, und warum sie heute ein echter Wettbewerbsfaktor ist, erklären wir in diesem Artikel.
Nicht nur in der Wahl des Mittagessens gibt es persönliche Vorlieben und Ansprüche. Auch der Maschinen- und Anlagenbau fordert angepasste Sonderlösungen. Dabei steigt die Komplexität deutlich an, und die manuelle Bearbeitung wird stetig aufwändiger und teurer. Industrieunternehmen müssen heute in der Lage sein, Produkte und Lösungen sehr effizient und effektiv auch als Einzelstücke zu gestalten und herzustellen.
Gelingen die Entwicklung, Vermarktung und Herstellung von Unikaten zu Kosten und Preisen, die mit Standardlösungen vergleichbar sind, können Unternehmen in einem globalisierten Umfeld die eigenen Marktanteile sichern oder sogar ausweiten.
Diese Herausforderungen haben dazu geführt, dass die Modularisierung der Produkte und die weitgehende Automatisierung der Prozesse von Entwicklung und Vertrieb bis zu Produktion und Services heute eine zwingende Notwendigkeit sind. Nur so kann die bestmögliche Erfüllung individueller Kundenwünsche erfolgreich und profitabel sein.
Um der steigenden Nachfrage nach Sonderlösungen gerecht zu werden, oder sogar davon zu profitieren, erweist sich ein durchgängiges Variantenmanagementsystem als der ideale Werkzeugkasten. Innovative Methoden und Werkzeuge unterstützen bei der Erstellung maßgeschneiderter Angebote und ermöglichen nach Auftragungseingang eine wirtschaftliche Herstellung – für Kleinserien und sogar für Einzelstücke.
Bevor wir tiefer einsteigen, möchten wir zunächst die wichtigsten Grundbegriffe des Variantenmanagements erklären. Denn „Käse ist nicht gleich Käse“, und ebenso unterscheiden sich die folgenden Komplexitätsstufen: PTO, ATO, CTO, CTO+ und ETO
PTO – Pick-to-Order
Standards ermögliche geringste Komplexität
Varianten werden auf Lager produziert
Produkte werden unabhängig voneinander ausgewählt
Beispiel: Vorgefertigte Pizzen stehen bereit – wir wählen aus
ATO – Assemble-to-Order
Baukästen ermöglichen individuelle Kombinationen
Abhängigkeiten zwischen den Komponenten möglich
Nur sinnvolle oder technisch mögliche Kombinationen erlaubt
Beispiel: Teig und Zutaten stehen bereit – wir stellen zusammen
CTO – Configure-to-Order
Vordefinierte Variantenvielfalt mittels Kombinatorik
Sehr große geschlossene Lösungsräume möglich
Unterstützung durch einen Konfigurator (Regelwerk) nötig
Beispiel: Wir wählen Größe, Zutaten und Mengen (z.B. Midi-Pizza mit Tomaten, 100g Käse, 200g Gemüse, 150g Huhn) im Rahmen von Regeln (z.B. maximal 1500 Kilokalorien)
CTO+ – Configure-to-Order Plus
Konfiguration aus Baukasten plus Individualisierung
Unbegrenzte offene Lösungsräume, Sonderwünsche möglich
Konfigurator ermöglicht Erfassung der Sonderwünsche des Kunden
Beispiel: Wir wünschen eine spezielle Soße, die für uns entwickelt und zubereitet wird (z.B. Tomate, Knoblauch, Schoko, Chili)
ETO – Engineer-to-Order
Höchste Komplexität: Lösungen müssen neu entwickelt werden
Maximale Individualisierung, es ist nahezu alles möglich
Manufaktur-Arbeiten treiben Aufwände und Kosten in die Höhe
Digitalisierung und Automatisierung notwendig für Profitabilität
Beispiel: Spezial-Baguettes passend zum Motto einer Geburtstagsfeier
Diese vereinfachten Beispiele zeigen: Je individueller die Kundenwünsche, um so komplexer das Variantenmanagement – und dies erfordert modularisierte Produkte und durchgängige automatisierte Prozesse. Merke: Eine sehr große Anzahl Produktvarianten hat entsprechend auch eine sehr große Anzahl Prozessvarianten zur Folge.
So wie unsere Pizza ein wichtiger Bestandteil unseres Mittagessens ist und einen Beitrag zur Tagesverpflegung darstellt, spielen die Komplexitätsstufen PTO, ATO, CTO, CTO+ und ETO eine entscheidende Rolle in der Produktentstehung, im Vertrieb und Marketing und in der kundenindividuellen Auftragsabwicklung.
Ein ganzheitliches Variantenmanagementsystem, das sämtliche Prozessschritte orchestriert, eröffnet Unternehmen die Chance, Angebots- und Auftragsprozesse fehlerfrei, schnell und kostengünstig abzuwickeln. Die Folge: Eine spürbare Entlastung quer durch alle Unternehmensbereiche.
Kundeneinzelfertiger, Komponentenhersteller, Maschinen- und Anlagenbauer können sich endlich wieder fokussieren und auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich das, was wirklich zählt: Die bestmögliche Erfüllung individueller Kundenwünsche
Sehr ähnlich verhält es sich beim Pizza Essen: Die Kunden kombinieren individuelle Pizzen und erwarten, dass diese wunschgemäß und zeitnah auf dem Tisch landen. Im Hintergrund greifen gastronomische Abläufe nahtlos ineinander. Service und Küche folgen einem optimierten Plan und erledigen alle Tätigkeiten ganz korrekt, so dass die Kunden stets schnell und zuverlässig leckere Mahlzeiten serviert bekommen.
Im nächsten Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Prozesse, die eine Digitalisierung und Automatisierung der Angebotserstellung und Auftragsabwicklung für kleine Losgrößen oder Unikate ermöglichen.
Bei weiterem Interesse freuen wir uns jederzeit über eine direkte Kontaktaufnahme!
Dr. Martin Peters
E-Mail: martin.peters@adesso.de